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Menkes-Plan für das ehemalige Saarlautern

 

Lassen Sie uns mit den Worten des Militärgouverneurs Grandval beginnen, damit wir den Kontext des Menkes-Planes besser verstehen: "Am 10. Juli 1945 kam Frankreich an die Saar zurück. Diese Gegend, die wir infolge des Plebiszits von 1935 verließen, und zwar in einem außerordentlich wohlhabenden Zustand, bot unseren Blicken ein Bild der Verwüstung, das auch den Stärksten entmutigen konnte. (...) Unter den unzähligen Aufgaben erschien der Wiederaufbau sofort als eine der zwingendsten; Arbeitskräfte, Maschinen aller Art, Baumaterialien, alles fehlte, und doch musste in kürzester Frist mit der unumgänglichen Enttrümmerung begonnen werden, musste vor dem Winter in Kellern geflüchteten Einwohnern eine Unterkunft gefunden werden, musste der vermittels Kohlenförderung für die Wiederaufnahme des wirtschaftlichen Lebens notwendigen Arbeiterschaft die erforderlichen Wohnmöglichkeiten geschaffen werden. (...) Frankreich hat an der Saar Pläne, die seiner Tradition entsprechen. Es will in diesem Land die Spuren des preußischen Geistes verwischen, die auch nach den Bombardierungen weiterbestehen; es will, dass der Genius der Städtebauer auf immer die Bande webt, die Saarland und Frankreich einen. (...) Während 1 1/2 Jahren haben französische Architekten und Urbanisten trotz Inanspruchnahme durch die drängenden Aufgaben der Enttrümmerung, der Rettung vor Wasserschäden und der industriellen Wiedergeburt, ohne Nachlassen an der Fertigstellung der Wiederaufbaupläne gearbeitet. (...) Roux, Pingusson, Sive, Menkès, Lefèvre, erklären Sie nun, was Sie geschaffen haben und was Sie in reinster Überlieferung französischen Schöpfergeistes zu verwirklichen gedenken."

 

Und nun zu den Abläufen, wobei ich mich versuche so kurz wie möglich zu halten:

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945, wurde der wirtschaftliche Anschluss an Frankreich 1946 endgültig vollzogen und somit im Januar 1946 die Saargruben unter französische Verwaltung gestellt. Gleichfalls im Januar wurde auch die politische Landschaft an der Saar durch die ersten Gründungsversammlungen der verschiedenen Parteien wiederbelebt.

In Saarlouis - auf Grund der französischen Wurzeln der, von Louis XIV. gegründeten und nach ihm Saare-Louis benannten, Stadt, viel dieser ein besonderer Status durch die französische Verwaltung zu - stellte die französische Militärverwaltung - genauer die "Gouvernement Militaire de la Sarre Section Urbanisme et Reconstruction" - einen Generalbebauungsplan, den meisten besser als Menkes-Plan bekannt, für Saarlouis (das ehemalige Saarlautern) zur Entscheidung. Dieser sah, vor allem nach dem Namenspatron Edouard Menkès - dem innerhalb der Section schlicht das Aufgabengebiet Kreis Saarlouis zufiel - u.a. die komplette Eliminierung der Stadtteile Roden und Fraulautern vor, die im Krieg fast vollkommen zerstört worden waren. Auf den beiden Bännen sollten laut Planung ein einziges, großes Industriegebiet entwickelt werden. Neben Kleinigkeiten wie der Umleitung der Saar - um nur ein Beispiel zu nennen.

Apropos Gouvernement Militaire de la Sarre Section Urbanisme et Reconstruction: Dieses bestand seit Oktober 1945 aus den Architekten Pierre Lefèvre, Edouard Menkès (1903-1976), Jean Mougenot, Georges-Henri Pingusson (1894-1978), Marcel Roux und André Sive (1899-1958). Handelte es sich bei diesen Herren eigentlich um zivile Architekten und nicht Mitglieder des Pioniercorps, wurden ihnen dennoch mitlitärische Ränge zugesprochen und ihnen gegenüber ein Uniformtrageanweisung ausgesprochen, da sie Teil der Mitlitärverwaltung waren. Bei entsprechenden Aufnahmen also bitte nicht irritieren lassen. Zeitweise gehörten der Section Urbanisme et Reconstruction folgende Zivilpersonen an: Jean Prouvé (1901-1984, Architekt mit Schwerpunkt Metallhäuser), René Herbst (1891-1982) und Gabriel Guévrékian (1900-1970) als Aufbauer und Lehrer der neu gegründeten Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk, dem Centre de Métiers d’Art, in Saarbrücken.

Am 26.11.1946 stimmte der Stadtrat von Saarlouis dem Generalbebauungsplan zu und dieser wäre wohl tatsächlich umgesetzt worden. Nur "leider" hielten die Bürger von Fraulautern und Roden so rein gar nichts von diesem wunderschönen Plan und besaßen tatsächlich die "Frechheit" sich über sämtliche Bauverbote und -verordnungen hinweg zu setzen und rund 720 Häuser auf den beiden Bännen zu errichten und von einem Abriss selbiger Bauten nun gar nichts hören zu wollen.

So kam es am 16.03.1948 zu einer offiziellen Aufhebung des Bauverbotes und der damit einhergehenden Verabschiedung eines neu ausgearbeiteten Teilbebauungsplanes für die Stadtteile Fraulautern und Roden.

Die Antwort auf die Anfrage von Edouard Menkès, dem damals zuständigen Baudirektor, in der damaligen Sitzung, was dies alles zu bedeuten habe, viel von den betroffenen Mandatsträgern recht knapp aus: "Wir bauen unsere Häuser da wieder auf, wo sie vorher gestanden sind". Punkt aus Ende. Und damit viel auch für Edouard Menkès und den Menkes-Plan die Tür zu.

Daran änderte auch die am 12. September stattgefundenen Gemeindewahlen, die Schließung der Grenzen und die Etablierung des französischen Zollgebietes nichts mehr.

Was aber sicherlich auch mit der Tatsache zusammen hing, dass im Jahre 1948 und den erwähnten Wahlen, die militärische Section Urbanisme et Reconstruction durch das saarländische Wiederaufbauamt abgelöst wurde.

 

Weiterführende Informationen zu:

Edouard Menkès

Gilbert Grandval


Grandval in Uniform mit JoHo

 

phelan

 

 

 

 
 
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