Wiesenfraichen und Tempermeisjin
RODENA wird in den nächsten Wochen Geschichten, Erzählungen und Sagen aus dem alten Roden in loser Folge vorstellen. Ich habe dazu eine kleine Auswahl aus der reichhaltigen Literatur über Roden getroffen, die ich nicht einfach nur eins zu eins hier wiedergeben möchte. Nein, vielmehr möchte ich die Sagen und Geschichten so weiter geben, wie sie früher von den alten Leuten erzählt worden sind. Dabei habe ich darauf geachtet, dass sowohl Inhalt als auch Botschaft einer Sage authentisch geblieben sind. Dort, wo es mir angezeigt schien, habe ich die Mundart bzw. die „Rodener Sproch“ beibehalten. Als Quellen dienten mir neben den Erzählungen der Alten, die Saarländische Volkskunde von Nikolaus Fox und das Heimatkundliche Jahrbuch des Kreises Saarlouis 1961 – 1963 – Volkskundliches aus dem alten Roden.
Bei den mit (W.S.) gekennzeichneten Beiträgen handelt es sich um eigene Geschichten. Nachfolgend die ersten beiden Sagen:
(W.S.) Das „Wiesenfraichen“ - Im Spätsommer, wenn in der Dämmerung die ersten Nebelschwaden den nahen Herbst in den Saarwiesen ankündigen, wandelt dort das „Wiesenfraichen“,eine weiße, von Nebelfetzen umhüllte körperlose Gestalt. Man erzählt sich, dass es sich dabei um den Geist eines jungen Mädchens handeln soll, das vor langer Zeit aus Liebeskummer den Tod in einer tiefen Gumpe im Ellbach suchte. Noch heute soll sich das Wiesenfraichen vorwiegend jungen Männern - die von der großen Liebe enttäuscht wurden - nähern, um sie für immer mit in ihr nasses Bett im Ellbach zu locken.
(Nacherzählung) Das „Tempermeisjin“ - Eine merkwürdige Sagengestalt aus dem alten Roden, mit einem noch merkwürdigerem Namen ist das Tempermeisjin, auch „Hammermeisjin“ genannt. Den Erzählungen nach soll es sich dabei um einen Kobold, einen „Drücker“ handeln, der sich nachts in das Schlafzimmer schleicht und sich dem Schlafenden auf die Brust setzt. Dabei wird er immer schwerer und verursacht bedrückende Alpträume, bis der Schlafende schließlich erschöpft aufwacht. Hinterher fühlt sich der Betroffene unausgeschlafen, wie gerädert. Jeder von uns kennt dieses Gefühl. Nicht so recht passen will allerdings zu dieser Geschichte, dass manche Mutter ihrem Kind den Kosenamen Tempermeisjin gibt. Andere wiederum warnen ihr Kind mit erhobenen Zeigefinger vor dem Hammermeisjin.
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