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Die Prämonstratenser – von der Gründung bis zu ihrer Verbreitung an der Saar

 

(Josef Theobald) Die ähnliche Bedeutung wie die Zisterzienser hatten die Prämonstratenser für die monastische (mönchische) Durchdringung Norddeutschlands und der ostelbischen Gebiete. Ihr Gründer, der heilige Norbert von Xanten (1080-1134), zuletzt Erzbischof von Magdeburg, kommt jedoch von der Kanonikertradition und verpflichtete seine Brüder auf die Augustinerregel. Nach Bruno ist er der einzige deutsche Ordensstifter. Die Bekehrung des deutschen Grafensohnes aus Xanten (Diözese Köln) war in der Zeit als Kanonikus und Hofkaplan bei Kaiser Heinrich V., die ihn dazu veranlasste, als Wanderprediger sowohl am Niederrhein als auch in Frankreich zu wirken. Im Jahre 1120 errichtete er im Waldtal von Prémontré (Praemonstratum) bei Laon ein Musterkloster streng asketisch lebender Kleriker, die Wiege des Ordens. Als Bußprediger erschien er 1126 auf dem Reichstag in Speyer, wo er durch die Gunst Kaiser Lothars III. zum Erzbischof von Magdeburg erwählt wurde und hielt dort auch in einem Bettlergewande den glänzendsten Einzug in seine Metropole. Damit war Norbert einer der einflussreichsten geistlichen Fürsten des Reiches.

Die von ihm favorisierte Klosterregel war jene der Augustiner, doch haben auch die Statuten von Citeaux und die Consuetudines von Cluny und Hirsau Einfluss ausgeübt. Alljährlich fanden Generalkapitel der Klostervorsteher (Äbte und auch Pröpste, praepositi) in Prémontré statt. Die Ordenskleidung ist weiß. Der Orden sah im Unterschied zu den älteren Orden von Anfang an in der Predigt und Seelsorge seine Hauptaufgabe. Die Prämonstratenser verpflanzte Norbert von Xanten in die Wendenlande östlich der Elbe (Brandenburg, Pommern, Mecklenburg), wo dessen Niederlassungen ähnlich wie die der Zisterzienser für die Christianisierung und Kultivierung der Slawen Bedeutendes geleistet haben.

Schon durch den Ordensgründer wurden auch Frauen in den Orden aufgenommen; die Zahl der Prämonstratenserinnen wuchs bald in dem Maße, dass sich die Ordensleitung im Laufe des 12. Jahrhunderts wiederholt zu Maßregeln gegen eine weitere Zunahme wie auch gegen das bei den Prämonstratensern anfänglich begünstigte Doppelklosterwesen (wie Fontevrault) veranlasst sah.

Außer den Prämonstratenserinnen gab es übrigens noch andere Stifter reformierter Kanonissen oder Chorfrauen (Canonicae, Canonissae regulares) nach der Regel der Augustiner, die zu Kongregationen zusammentraten, während in den alten Benediktinerinnenkonventen das klösterliche Leben vielfach fast ganz erstarb, so dass sie zu förmlichen Versorgungsanstalten für die Töchter des Adels herabsanken.

Im Jahre 1135 wurde das Prämonstratenserkloster Wadgassen von Abt Wolfram, einem Schüler des Norbert von Xanten, gegründet. Dieser gab sich den Wappenspruch „Desertum quasi lilium forebit“ (Die Wüste wird wie eine Lilie erblühen – Jesaja 35,1). Hier wird auf die Unwirtlichkeit des Wadgasser Bannes angespielt.

Denn damals lag das Gebiet von Wadgassen in einer sumpfigen Gegend, die erst nach einer Trockenlegung fruchtbar werden konnte. So war hier speziell für die Mönche sowohl eine radikale Abkehr von der Welt als auch ihre mystische Hinneigung zu Gott möglich. Aus diesem Grunde weisen andere auch auf einen Analogieschluss in Richtung auf eine Seelenlandschaft hin. Die menschliche Seele sei eine Wüste, die erst durch die Begegnung mit Gott (unio mystica) zur blühenden Landschaft wird.

Nachdem Abt Wolfram von Prémontré berufen wurde, ging dieser daran, den Grund für den Bau der Klosterkirche und des Klostergebäudes zu legen. Am 3. Oktober 1137 empfing Wolfram Bischof Albero von Trier zur Einweihung der neuen Klosterkirche. Es gibt auch Stimmen, die die Gründung des Klosters auf das Jahr 1130 ansetzen wollen. Dies wäre aber nur dann zu begründen, wenn die Wadgasser Chorherrengemeinschaft zunächst der Springiersbacher Reformrichtung (die auf den Augustinerregeln aufbauen) angehörte und erst dann einige Jahre später die prämonstratenser Gewohnheiten angenommen haben. Doch fehlen hier für diese Theorie stichhaltige Beweise. Nach Konrad Piscators Annalen hat die im Jahre 1137 eingeweihte Marienkirche ein Holzdach getragen, lediglich der Chor sei mit einer massiven Decke ausgestattet gewesen. Erst nach dem Kirchenbau habe man die Wohnstätten der „fratres“ errichtet. Weiterhin berichtet Piscator, dass Abt Wolfram 1158 starb. Sein Leichnam wurde in der Mitte des Chores der Klosterkirche beigesetzt. Nach einer gänzlichen Abnutzung des Grabsteines wurde dieser eingeebnet und schließlich durch Quadersteine ersetzt. Posthum wurde Wolfram der Status eines „Venerabilis“ verliehen, der dazu berechtigt, Wolfram als verdienstvollen und heiligmäßigen Ordensmann zu beschreiben, der sich einer lokalen Verehrung im Sinne der Volksfrömmigkeit erfreuen darf.

In den folgenden Jahrhunderten bis zur Auflösung im Jahre 1792 entwickelte sich die Abtei durch das Wirken der Prämonstratenser-Chorherren, durch Stiftungen und Schenkungen, zu einem geistig kulturellen Zentrum an der mittleren Saar mit einem breiten Streubesitz und einer ausgedehnten Herrschaft. Zum näheren Besitz gehörten neben dem Kernbereich (eigentliche Abtei, Oberhof, Spurk) die Meierei Hostenbach (bestehend aus den Orten Hostenbach, Schaffhausen, Werbeln und hälftig Differten).

 


Verwaltungseinheit WADEGOTIA

 

Heute noch auf die Abtei zurückzuführende Gegenstände:

- Sockelrelief „Arme-Seelen-Kreuz“ auf dem Friedhof in Bous als Stiftung aus dem Jahre 1750 vom Kloster in Wadgassen,

- Barocke Kanzel der Basilika St. Johann in Saarbrücken als Stiftung aus dem Jahre 1764 durch Abt Michael,

- Barocke Predella in der lothringischen Pfarrkirche von Waldwisse, stammend vom Altar der Klosterkirche in Wadgassen, die 1829 von einem ehemaligen Klostermitglied dorthin verbracht wurde.

Erwähnenswert ist auch, dass im Jahre 1687 die Abtei Tholey bezüglich der Pfarrei in Roden auf ihr Patronatsrecht, also auf das Recht, einen Vikar als Vertreter des Abtes zum Seelsorger zu bestimmen, zugunsten der Abtei Wadgassen verzichtete. So waren die Prämonstratenser von 1692 bis 1755 in Roden allein als Seelsorger tätig. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Wadgasser Abtei konnte die Abtei Tholey das Patronatsrecht wieder für sich in Anspruch nehmen. Dieses Recht bestand ursprünglich schon vor 995. Ab dem Jahr 1248 war die Rodener Pfarrei inkorporiert gewesen.

 

Quellen:

- GESCHICHTE DER KATHOLISCHEN KIRCHE, herausgegeben u. a. von Josef Lenzenweger, Verlag Styria 1999, Seite 274.

- Kirchengeschichte von D. Dr. Karl Bihlmeyer, Zweiter Teil: Mittelalter, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1948, § 117,2.

- Lehrbuch der Kirchengeschichte für Studierende von Johann Heinrich Kurtz, I. Bis zur Reformation, August Neumanns Verlag, Leipzig 1906, § 99,4d.

- Heribert Pfeiffer, Abt Wolfram, die Abteigründung und der kirchliche Status, 7. November 2006.

- Festschrift des Kirchenchores „Cäcilia“ der Pfarrei MARIA HIMMELFAHRT (125 Jahre Musica Sacra) aus dem Jahre 1968, hier: „Zur Geschichte der Rodener Gotteshäuser“ von Ferdinand Rupp, Seiten 33/34.

- alle verfügbaren Webseiten über die Gemeinde WADGASSEN und die ABTEI WADGASSEN.

 

Ergänzung phelan:

"Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Wadgasser Abtei konnte die Abtei Tholey das Patronatsrecht wieder für sich in Anspruch nehmen. Dieses Recht bestand ursprünglich schon vor 995. Ab dem Jahr 1248 war die Rodener Pfarrei inkorporiert gewesen." - Es handelte sich eher um eine Rechtsklarheit bzgl. der gebrochenen Übereinkunft in Kombination mit der Interessensverlagerung auf Kaiserslauterner Gebiet (Stichwort: Evangelische Kirchengemeinden), denn um wirkliche wirtschaftliche Probleme. vgl. Regestren der Wadgasser Abtei.

Weiterführende Informationen auf unserer Partnerseite: museum. academia wadegotia Bereich Wadgasser Abtei.

 

 
 
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